“Architektur des Ankommens – Gemeinsam wohnen statt notdürftig unterkommen”
25 November 2015Was können Architektur und Stadtplanung räumlich, gesellschaftlich und sozial leisten?
Momentan findet eine interessante Ausstellung im ArchitekturSalon statt. Studenten des Architekturprofessors Jörg Friedrich zeigen ihre alternativen, menschenwürdigen Entwürfe jenseits von Zelten und Containerlagern für das Wohnen, der hier bei uns ankommenden Flüchtlingen. Die Entwürfe erfuhren bereits in den vergangenen Wochen eine große Aufmerksamkeit in der Presse.
Zur Eröffnung der Ausstellung wurde am 11. November 2015 eine Podiumsdiskussion gehalten, bei der die beiden Architekten und Initiatoren dieser Ausstellung, Prof. Jörg Friedrich und Peter Haslinger, anwesend waren.
Einleitend zählte Prof. Friedrich die verschiedenen Konzepte auf: „Da gibt es Architekturen, die sind billig, da gibt es Architekturen, die kosten überhaupt nichts, da gibt es Züge, die umgebaut werden. Da gibt es Schiffe, die aus irgendwelchen Docks gezogen werden, da gibt es Expo-Pavillons, die zur Zeit vermüllt sind. Die werden einfach neu genutzt. Es gibt Messehallen, da kann man auch neue Städte hineinbauen, usw. usw.“
Peter Haslinger ergänzte: „Die Aufgabe war, dass wir nicht an die Randbezirke wollen, wo die Flüchtlinge am besten nicht sichtbar untergebracht werden sollen, oder eben durch die Architektur so sichtbar, dass es nur temporär sein soll, also die Containerarchitektur, sondern unser Ansatz war, wie man die Potentiale innerhalb der Stadt nutzen kann. Es ist nämlich nicht nur eine Flüchtlings- sondern auch eine Wohnfrage.“
Neben den beiden Initiatoren dieser Arbeiten nahm auch der Stadtsoziologe Prof. Jürgen Friedrichs teil und fasste die grundlegende Schwierigkeit zusammen: „Soziale Probleme sind auch räumliche Probleme, räumliche Probleme sind soziale Probleme. Der Druck die Flüchtlinge unterzubringen ist so groß, dass es das Denken in kleinräumigen Lösungen verhindert. Das empfinde ich als großes Dilemma.“
Die Ausstellung zeigt viele unkonventionelle Beispiele wie Flüchtlinge auch in Hamburg dezentral wohnen könnten, statt nur den alten Mustern des Unterbringungsbürokratismus zu folgen. Ein Besuch der Ausstellung ist inspirierend und noch bis zum 5. Dezember 2015 möglich.