„Klein Borstel? Nie gehört!“ – Warum die Anwohner Klein Borstel lieben – eine Serie über den kleinsten Stadtteil Hamburgs – Teil 1

18 Oktober 2015

Wenn man von Klein Borstel zu erzählen beginnt, erkennt man häufig ein großes Fragezeichen im Gesicht seines Zuhörers. „Klein Borstel? Nie gehört! Ach ja, bei der Metro und in der Nähe des Media Markts am Nedderfeld, richtig?“ – Nein, nicht richtig, da liegt Groß Borstel. Klein Borstel, der kleinste Stadtteil Hamburgs, eingebettet zwischen Alsterlauf und Ohlsdorfer Friedhof, fast parallel zur Wellingsbütteler Landstraße, zwischen Ohlsdorf und Wellingsbüttel gelegen, ist vielen tatsächlich nur bekannt, weil es auf dem Weg zum schönen Alstertal Einkaufszentrum (AEZ) in Poppenbüttel liegt.

Wir haben unsere Vereinsmitglieder gefragt, wie sie ihr Klein Borstel beschreiben würden, was diesen kleinen Stadtteil auszeichnet und was ihn so lebens- und erhaltenswert macht.

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Teil 1

Wenn Simone nach einem hektischen Arbeitstag auf dem Heimweg ist, die Themen aus dem Büro noch die Gedanken bestimmen, spürt sie mit jedem Kilometer weiter raus aus der Stadt, dass die Atemzüge länger werden. Mit dem Einbiegen in die Wellingsbütteler Landstraße entrinnt sie dem städtischen Trubel, mit Passieren der U-Bahnbrücke Klein Borstel taucht sie gefühlt täglich aufs Neue in eine Art grüne Oase ein. Simones letzte Kilometer auf dem Weg nach Hause führen sie an der wunderschönen Straße mit großen grünen Bäumen und schönen Häusern entlang. Mit der Einfahrt in das Neubaugebiet ist klar, hier geben die Kinder den Ton an. Runter vom Gas, denn Waveboard, Inliner, Fahrräder, Fußbälle, Longboard – die Straßen zeigen hier einen ganz anderen Verkehr als noch zwei Straßen zuvor. Kinder überholen einander, parken Bobby Car und Roller an der Seite, manchmal auch mitten auf der Spielstraße und schauen einen mit wachen und erwartungsvollen Augen an, wenn man langsam mit seinem Auto an ihnen vorbeirollt. Plötzlich ist das Rauschen der Stadt nicht mehr zu hören, stattdessen Kinderlachen. Mitten in der Stadt und doch fühlt es sich an, als hätte man nach einer kurzen Reise ein Dorf auf dem Land erreicht. Simone beginnt abzuschalten, hier in Klein Borstel tickt die Uhr anders. Es ist ruhig, fröhlich und das hektische Treiben der Stadt mit dem Abbiegen in ein kleines Gebiet am Friedhof gelegen in weite Ferne gerückt.

Fragt man Simone, wie ein perfektes Sommerwochenende für sie und ihre Familie aussieht, dann ist man erstaunt. Dem hektischen Alltag entfliehen, über die Autobahn ans Meer oder an einen nahegelegenen See zu fahren, das kommt ihr gar nicht in den Sinn. Nach dem Frühstück mit der Familie auf der Terrasse den Garten genießen, während sich die Kinder aufmachen und auf der Spielstraße vor dem Haus auf die Suche nach Freunden und Spielkameraden gehen. Die Kinder einfach so vor die Tür gehen zu lassen, das ist für Simone Klein Borstel. Und fragt man ihren Sohn, was er hier so toll findet, klingt es ungefähr so: „Hier ist wenig Verkehr und ich kann so toll draußen spielen. Hier sind viele nette Leute und ich gehe in eine Schule mit einer tollen Klasse.“ Die netten Leute sind es auch, die man beim Einkaufen im Dorf trifft. Dorf, so nennen die Klein Borsteler den Kern des Stadtteils, dort, wo Hofladen, Bäcker, Blumen- und Buchladen, Friseur, Apotheke und Tom’s Eisdiele einem das Gefühl geben wirklich nicht mehr in der großen Weltstadt, sondern irgendwo vor den Toren Hamburgs zu sein. Hier hat man das Gefühl einander zu kennen. Zurück vom Einkauf trifft man auf die eigenen Nachbarn und schnell wird über den Garten- und Heckenzaun das spontane gemeinsame Grillen am Abend verabredet. Eine großartige Nachbarschaft fernab der Alltagshektik und des Großstadtgetummels, das ist Klein Borstel.